regionale10

I Kulturfestival

Die regionale  war ein biennal konzipiertes Kulturfestival im österreichischen Bundesland Steiermark und fand 2008, 2010 und 2012 statt. Sie hat die Steirischen Landesausstellungen abgelöst. Der Fokus ist auf Veranstaltungen in einer festgelegten Region gerichtet, die eine Nahtstelle zwischen Kunst und Alltagsleben bilden, neue Räume bespielen und Disziplinen überschreitend arbeiten. Im Oktober 2012 wurde die Einstellung des steirischen Kulturfestivals regionale bekanntgegeben.

Austragungsort der  regionale10  war der Bezirk Liezen. Das Motto des Festivals lautete In der Mitte am Rand. Als künstlerischer Leiter wurde, gemeinsam mit R*E*X, dem Dachverband der Kultur- und Medieninitiativen des Bezirks,   Dietmar Seiler berufen.

Siehe näheres in Wikipedia.

II Dachverband R*E*X

Auf dem Screenshot der regionale10 - einem Memento aus dem Internetarchiv vom 25.09.2009 - ist zu lesen (Zitat):

Die REGIONALE10 hat schon begonnen - Und zwar mit der Gründung von R*E*X

Die Vernetzung der Kultur- und Medieninitiativen des Bezirkes Liezen namens R*E*X war eine wesentliche Weichenstellung für Erfassen von Grenzen und deren Aufweichung. Die Tatsache, dass der Verband Initiativen und Personen vereint, die sich unabhängig von touristischen, politischen oder wirtschaftlichen Erwägungen auf inhaltlicher Ebene mit Äußerungsformen und Bedürfnissen der Region auseinandersetzen, beinhaltet per se eine wachsende Offenheit für regionale Impulse wie überregionale und internationale inputs"

Der Dachverband bestand aus den Mitgliedern Benediktinerstift Admont, Culturcentrum Wolkenstein, IMPULS Aussee, Kulturkreis Gallenstein, Kulturreferat Liezen, Kulturverein KIK, KULTurVIECH, Radio Freequenns, Team Gesäuse Kreativ, Universalmuseum Joanneum und Verein Schloß Trautenfels überzeugte die internationale Jury des Landes Steiermark mit dem Konzept In der Mitte am Rand, das die besondere geografische, soziale, politische, wirtschaftliche und kulturelle Situation des Liezener Raums schlüssig erfasste.

III In der Mitte am Rand

Die Kurzfassung des Konzeptes der regionale10  lautete - gemäß einem weiteren  Memento aus dem Internetarchiv vom 25.09.2009 - wie folgt:

Das Motto der regionale10, „In der Mitte am Rand", lässt - durchaus auch mit einem Augenzwinkern - ein breites Feld an Assoziationen zu.

Es spielt auf das Lebensgefühl der Menschen an, die sich in einer geografisch zentral gelegenen Region Österreichs dennoch vielfach an den Rand gedrängt fühlen und angesichts wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Tendenzen auch in Zukunft keine Aussicht auf Zentrumsstatus haben. Und die als BewohnerInnen des von seiner Fläche her weitaus größten Bezirkes Österreichs auch innerregionale Grenzen (im Kopf) überwinden müssen.

"In der Mitte am Rand" stellt aber auch die nicht nur in ländlichen Regionen stets virulente Frage nach dem Stellenwert zeitgenössischer Kultur. Die regionale10 führt die Auseinandersetzung mit den aus globaler wie aus regionaler Sicht vordringlichen Fragen der Gegenwart mit künstlerischen Mitteln und Ausdrucksformen, aber auch auf der Ebene der Alltagskultur - ebenso eindringlich und ernsthaft wie verspielt und ironisch. Der Horizont darf sich weiten, und vielleicht können innerregionale Grenzen gleichermaßen abgebaut werden, wie sich der interkulturelle Austausch intensiviert.

Die regionale10 möchte mit dazu beitragen, die kulturelle Vielfalt und Lebendigkeit der Region sichtbar zu machen und letztlich das positive Lebensgefühl ihrer BewohnerInnen und BesucherInnen zu stärken.

Im  Pressespiegel sind die Berichte der Kleinen Zeitung Gute Karten für die Region vom 22.05.2008, regionale10 geht an den Bezirk Liezen vom 25.11.2008, Werde anregen, aber auch ärgern vom 26.11.2008, Festival soll Spaß machen vom 28.11.2008 und des Ennstalers Regionale 10-Intendant vorgestellt  vom 05.12.2008 aus historischem Interesse und zum Zweck der Archivierung zusammengestellt.

IV Ai Weiwei und der Dachstein

In einer Presseaussendung der regionale10 vom 09.07.2010 war - gemäß dem weiteren Memento aus dem Internetarchiv vom 13.04.2016 - zu lesen (Zitat):

Der „Dachstein“ ist gut gelandet.

Seit heute liegt ein Stein aus China am Gipfel des Dachstein. Das regionale10-Projekt „Hoher Dachstein“ des chinesischen Künstlers Ai Weiwei geht aber mit Antworten auf 100 Fragen weiter, die am Sonntag bei der Projektvorstellung präsentiert werden.

Der vier Tonnen schwere Stein, den der chinesische Künstler Ai Weiwei im Rahmen des steirischen Kulturfestivals regional10 aus China nach Ramsau am Dachstein gebracht hat, ist heute morgen an seinem Bestimmungsort gut gelandet: Ein Hubschrauber der Schweizer Firma Heliswiss brachte den Felsbrocken vom Startplatz in Ramsau in die Gipfelregion des höchsten steirischen Berges in 2995 Metern Seehöhe. Ein Techniker-Team unter Projektleiterin Susanne Posegga sorgte anschließend für die Sicherung des Steins.

Laut einem  Bericht derTageszeitung die Presse vom 09.07.2010 (Zitat):

hatte das Projekt im Vorfeld bereits für Diskussionen gesorgt, in Österreich als auch international. Ursprünglich hätte der Flug bereits am 23. Juni stattfinden sollen, dann hatten Schneefälle für Verschiebungen gesorgt. Der Österreichische Alpenverein (ÖAV) meldete sich alsdann zu Wort, bei dem nach eigenen Angaben "eine Fülle von Schreiben, Beschwerden und Kritiken zu diesem Kunstprojekt eingegangen" waren. Dies erinnere an ähnliche Kunstprojekte wie die versuchte Vergoldung des Großglockners und technische Erhöhungen von Gipfeln. Der ÖAV warne "vor der rasanten Zunahme derartiger hochalpiner Gipfelinszenierungen und dem Einsatz des Helikopters zum Steinbrockentransport".

Clemens Pokorny meint dazu in Uni.de am 21.05.2013 unter dem Titel  Ai WeiWei und die Freiheit der Kunst (Zitat):

Manche seiner Werke wurden ebenso kontrovers diskutiert wie einst die ready-mades eines Duchamps, der ein abmontiertes Rad seines Drahtesels kurzerhand zu Kunst erklärte. Als im Juli 2010 ein Felsbrocken aus China auf dem Gipfel des Dachstein in der Steiermark aufgestellt werden sollte, protestierte die österreichische Sektion des Alpenvereins dagegen: wieder eine Großinstallation auf einem Alpengipfel, wieder eine unnötige Beeinträchtigung der Bergwelt durch den Transport des Steins per Hubschrauber über ein Schutzgebiet. Das steirische Festival „Regionale X“ ließ sich davon nicht beirren und führte wie geplant die Aufstellung des Felsens durch, der sich zwei Jahre zuvor bei einem Erdbeben in der chinesischen Provinz Sichuan gelöst hatte und nun als Mahnmal für die rund 9.000 verstorbenen Kinder unter den Bebenopfern dienen soll.

V Bilanz und Dank

In einer Presseaussendung vom 21.09,2010, siehe dazu  das weitere  Memento aus dem Internetarchiv  wurde seitens des Teams der regionale10  Bilanz gezogen und gedankt (Zitat):

Mit einem vielfältigen Programm an der Schnittstelle von zeitgenössischer Kunst und Alltagskultur hat die regionale10 73 intensive Tage lang den Bezirk Liezen in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Wichtiger als die nüchternen Zahlen – es wurden insgesamt 82.000 Besucher/innen gezählt, rund 9.000 Menschen aus 30 Nationen haben aktiv an den verschiedenen Projekten mitgewirkt – sind gestärkte Beziehungen und neu entstandene Kooperationen.

Ein erfolgreiches Festival bedarf der Hilfe und Unterstützung vieler. Wir danken dem Dachverband der Liezener Kultur- und Medieninitiativen R*E*X, allen Projektpartner/inne/n, den 51 Gemeinden des Bezirkes, den Sponsoren und Kooperationspartner/inne/n sowie allen, die mitgedacht und mitgearbeitet haben – und  natürlich all jenen, die einfach nur neugierig waren!

VI Favorartis Kommentar

Die regionale10  ist ein Beispiel dafür, dass neben dem inhaltlichen Konzept die formelle Vernetzung der Kultur- und Medieninitiativen des Bezirkes Liezen wesentlichen Einfluss auf die Auswahl jenes Bezirkes hatte, dem schließlich der Zuschlag erteilt wurde.

Nach dem Ende der regionale10  versuchte der Dachverband Nachhaltigkeit zu bewirken, was wohl wegen der flächenmäßigen Ausdehnung des Bezirkes und fehlender Budgets für ein regionales Gesamtereignis nicht gelang.

Der Dachverband löste sich 2018 auf.

 

Die Erweiterung des Versorgungsgebietes von Radio Freequenns um Admont 3 Klosterkogel 103,0 und Schladming 7 Planai 104,0  stand insoferne mit der regionale10  im Zusammenhang steht, als (auch) argumentiert wurde, dass Radio Freequenns als Festivalradio fungieren werde. Die Lizenzerweiterung erfolgt denn auch vor Beginn der regionale10  und Radio Freequenns war tatsächlich Festvalradio. Wenn auch heute noch eine monatliche Sendung namens In der Mitte am Rand  bezirksweit über Kulturevents berichtet, darf insofern von Nachhaltigkeit gesprochen werden. Die Grafik des Versorgungsgebietes (siehe Rundfunklizenz oder Radio Freequenns) zeigt, dass nicht der gesamte Bezirk Liezen erreicht wird.

Das Kulturfestival hatte "seinen Skandal" in Ai Weiweis Dachsteinprojekt. Die Skandalisierung ist allerdings nur mäßig gelungen. Sie erreichte (zu Recht) nie die Höhe eines Grundrechtskonfliktes, denn die Naturschutzbehörde hatte die Genehmigung vor dem Transport erteilt.

⇒ Favor artis für Ai Weiwei, dessen Projekte international als Kunst angesehen werden.

⇒ Favor artis für die Mitglieder des Dachverbandes R*E*X, dessen Mitglieder im Rahmen der regionale10  einige Projekte durchführen konnten.

Ein Tipp zum Abschluss: nehmen Sie die Programmseite der regionale10 - in der Fassung des Memento aus dem Internetarchiv vom 21.06.2010  - zum Ausgangspunkt, um die Inhalte nahezu aller 35 Programmpunkte durch Klick zu erkunden, denn hier werden die Leistungen der regionale10 und des Archivs besonders anschaulich !

VII Hinweise zu dieser Webseite

  1. Die Zitate aus Wikipedia (zu den Regionalen der Steiermark), aus dem Internetarchiv (zum Dachverband R*E*X, zum Konzept der regionale10, zum Programm der regionale10, zur Landung des Dachstein und zur Bilanz der regionale10), aus der Tageszeitung die Presse und aus Uni.de (mit den jeweils aus der Verlinkung ersichtlichen Inhalten) erfolgen im angeführten Umfang zur Erläuterung des Inhaltes der Webseite.
  2. Personenbezogene Daten ergeben sich aus der Mitwirkung der angeführten Personen in der regionale10.

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