Der Prozess

Regie: Gerald Igor Hauzenberger, 2011

I Film

Zitat aus dem  Archiv des Zurich Film Festival:

Blosse Vermutungen reichen in Österreich aus, um eine Gruppe von Tierschützern hinter Gitter zu bringen. Nach drei Monaten Untersuchungshaft findet sie sich in einem Prozess auf der Anklagebank des Staates wieder: In den Nachwehen von 9/11 wurde der Strafrechts-Paragraf 278a eingeführt. Er soll dem Staat ermöglichen, terroristische Aktivitäten im Keim zu ersticken. Jahrelange Überwachung, Hausdurchsuchungen, verdeckte Ermittler – das Ergebnis: Fünf Millionen Euro Ermittlungskosten, keine Beweise und jede Menge Zweifel am Funktionieren des Justizsystems – und der Demokratie. Der Filmemacher Igor Hauzenberger  hat einen der meistbeachteten Prozesse Österreichs mit seiner Kamera begleitet.

 

Der Film ist als Nr 246 in der Edition Film Österreich des Filmverlages Hoanzl erschienen.

II Regie

Gerald Igor Hauzenberger  (* 1968 in Alkoven, Oberösterreich) ist ein österreichischer Filmregisseur. Der Prozess, ein Dokumentarfilm, der am konkreten Beispiel des Wiener Neustädter Tierschützerprozesses Demokratie, zivilen Ungehorsam und präventive Sicherheitspolitik thematisiert, wurde im November 2011 bei der Viennale mit dem Wiener Filmpreis sowie dem More Value Award und beim Österreichischen Filmpreis 2013  als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet. In seinem 2015 veröffentlichten Dokumentarfilm Last Shelter beschäftigt sich Hauzenberger mit dem Thema Migration bzw. Flucht. Für die Dokumentation begleitete er ab 2012 jene Flüchtlinge, die aus Protest die Votivkirche in Wien besetzten. Siehe die Filmografie in  Wikipedia

III Dokumentation

Zitat aus Wkipedia:

Als Wiener Neustädter Tierschützerprozess oder Tierschutzcausa wird ein von März 2010 bis Mai 2011 geführter Strafprozess gegen mehrere Tierschutzaktivisten vor dem Landesgericht Wiener Neustadt bezeichnet. Die Anklage beruhte auf dem Vorwurf, die Tierschützer hätten eine kriminelle Organisation nach § 278a des Österreichischen Strafgesetzbuchs gebildet, die für mehr als 200 Straftaten über einen Zeitraum von zwölf Jahren verantwortlich gewesen sei. Die Ermittlungen seit 2007, die Verhaftungen 2008 und die Verfahrensführung verursachten österreichweit anhaltende Proteste. Zudem wurde im Zuge des Verfahrens grundsätzliche Kritik am § 278a StGB laut. Am 2. Mai 2011 wurden die Angeklagten in erster Instanz in sämtlichen Anklagepunkten, auch dem der Bildung einer kriminellen Organisation, freigesprochen. Trotz teilweiser Berufung der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt gegen dieses Urteilwurde auch in der letzten verbleibenden Teilanklage am 27. Mai 2014 der Freispruch in allen Punkten bestätigt. Eine Folge des Verfahrens war eine Reform des § 278a StGB.

Siehe die umfangreiche Schilderung des Prozesses und der weiteren Auswikungen in Wikipedia, insbesondere:

die Ausführungen unter der Rubrik Kritik  etwa zur politischen Bedeutung, zur Zuständigkeit des Gerichts,  zum Streitpunkt Schadenshöhe, zur Kritik an der Prozessführung (hier etwa - im Lichte der Meinungsfreiheit gesehen - die geschilderte Vorgangsweise der österreichischen Richtervereinigung gegen die Vorständin des Instituts für Strafrechtswissenschaften an der Universität Linz oder die Taktik der Auffüllung von Zuschauerplätzen im Prozess durch Polizeischüler, um zu bewirken, dass es interessierten Angehörigen und Medienvertretern nicht mehr möglich war, in den Gerichtssaal zu gelangen) und zur öffentlichen Kritik. .

Zum Start des Dokumentarfilmes in den Kinos im November 2011 berichtete der ORF ua, dass (Zitat)

Regisseur Hauzenberger die Fakten noch einmal zusammenfasst, den Ablauf des Prozesses rekonstruiert, Experten vor die Kamera holt und Aktionen der Tierschützer zeigt,

es viele kleine Szenen sind, die verwundern und bisweilen auch schockieren und

der Regisseur alle Seiten vor die Kamera holt, (aber) nur eine fehlt, (weil) die Vertreter des Staates: Innenministerium, Staatsanwaltschaft und Ermittler bis zum Schluss zu keiner Stellungnahme bereit (waren).

Schließlich beginnt das Magazin Südwind in der Ausgabe 06/2013 die Filmbeschreibung Der Prozess - Zivilgesellschaft als Staatsfeind ? mit der Frage (Zitat)

Leben wir wirklich in einem Rechtsstaat? Wer die Dokumentation von Gerald Hauzenberger gesehen hat, stellt sich diese grundlegende Frage.

und schließt sie mit der Beurteilung

„Der Prozess“ hat den Österreichischen, den Wiener und den Zürcher Filmpreis eingeheimst. Zu Recht: Gerald Hauzenberger ist eine sehenswerte Doku über einen der umstrittensten Gerichtsfälle in der jüngeren österreichischen Geschichte gelungen.

IV Weitere Bearbeitungen

Der Wiener Neustädter Tierschützerprozess fand auch Niederschlag in der Literatur:

  • Martin Balluch:Tierschützer. Staatsfeind – In den Fängen von Polizei und Justiz. Promedia, Wien 2011, ISBN 978-3-85371-331-0
  • Widerstand in der Demokratie – Ziviler Ungehorsam und konfrontative Kampagnen.Promedia Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-85371-304-4.
  • Ilija Trojanow, Juli Zeh:  Angriff auf die Freiheit – Sicherheitswahn, Überwachungsstaat und der Abbau bürgerlicher Rechte. Carl Hanser Verlag, München 2009, ISBN 978-3-446-23418-6. Zu Juli Zeh siehe auch Corpus Delicti.

V Hinweise zu dieser Webseite

  1. Die Zitate aus dem Archiv des Zürich Film Festival, dem Filmverlag Hoanzl, der freien Enzyklopädie Wikipedia, des ORF und des Magazins Südwind  (mit den jeweils aus der Verlinkung ersichtlichen Quellenangaben) erfolgen im angeführten Umfang zur Erläuterung des Inhaltes der Webseite.
  2. Personenbezogene Daten ergeben sich aus der Filmbeschreibung und der Zeitgeschiche.

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