I Film

Wer den Wind sät (Originaltitel: Inherit the Wind) ist eine US-amerikanische Filmbiografie von Stanley Kramer aus dem Jahr 1960. Der Film basiert auf einem Theaterstück von Jerome Lawrence und Robert E. Lee. Dieses lehnt sich frei an das als sogenannter Affenprozess bekannt gewordene Gerichtsverfahren an, das gegen den Lehrer John Thomas Scopes 1925 in Dayton (Tennessee) geführt wurde. Die künstlerische Beratung des Films hatte Erich Maria Remarque.
II Regie und Besetzung
Stanley Earl Kramer (* 29. September 1913 in Brooklyn, New York City, New York; † 19. Februar 2001 in Woodland Hills, Los Angeles, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Regisseur und Filmproduzent. Stanley Kramer war in den 1950er und 1960er Jahren, die geprägt waren von Antikommunismus und ideologischen Auseinandersetzungen, einer der wenigen Hollywood-Regisseure, die sich an für diese Zeit politisch kontroverse Themen wagten und damit Erfolg hatten. Siehe auch
Die Hauptrollen sind mit Spencer Tracy als Henry Drummond. Fredric March als Matthew Harrison Brady und Gene Kelly als E. K. Hornbeck besetzt, tragende Rollen mit Dick York als Bertram T. Cates, Donna Anderson als Rachel Brown, Harry Morgan als Richter Mel Coffey, Claude Akins als Rev. Jeremiah Brown und Florence Eldridge.als Mrs. Brady.
Siehe zum Film und zur Besetzung Wikipedia deutsch und Wikipedia englisch sowie zum Regisseur auch die Webseite Judgment at Nuremberg.
III Handlung
Übernommen aus Wikipedia
Im kleinen Städtchen Hillsboro in Tennessee bricht im Jahr 1925 ein Streit aus, der die amerikanische Nation in Aufregung versetzt und der weltweit für Schlagzeilen sorgt: Der junge Lehrer Bertram T. Cates lehrt seine Schüler die Evolutionstheorie von Charles Darwin, die besagt, dass der Mensch durch Evolution entstanden sei. Der fanatische Reverend Jeremiah Brown veranlasst, dass Cates verhaftet und ihm der Prozess gemacht wird, da die von ihm gelehrte These der biblischen Schöpfungsgeschichte widerspreche, welche laut Gesetz die einzig richtige sei. Der Affenprozess schlägt hohe Wellen in den Vereinigten Staaten.
Der bibelgläubige Fundamentalist und mehrmalige Präsidentschaftskandidat Matthew Harrison Brady vertritt die Anklage. Der Reporter E. K. Hornbeck vom Baltimore Herald berichtet vom Prozess und organisiert für Cates den agnostischen Verteidiger Henry Drummond. Matthew Brady und Henry Drummond waren während des Studiums Freunde. Drummond hat Brady auch in mehreren Wahlkämpfen unterstützt, als dieser Präsident der Vereinigten Staaten werden wollte. Doch die Freundschaft zerbrach an der fanatischen Gesinnung Bradys.
Es kommt zu einem dramatischen Prozess. Anklage und Verteidigung liefern sich erbitterte Duelle. Henry Drummond kämpft vehement für Fortschritt und die Freiheit des Denkens, die durch das Gesetz unterbunden wird, während M. H. Brady auf der wörtlichen Interpretation der Bibel besteht und daher die darwinsche Evolutionstheorie als falsch bezeichnet.
Die Bewohner Hillsboros stehen nahezu geschlossen hinter dem Reverend und Brady. Es wird ein Gottesdienst abgehalten, in dem der Reverend sogar seine eigene Tochter verflucht, weil sie mit Bertram T. Cates verlobt ist und nichts an seinem Verhalten als sündig erkennen kann. Es wird auch eine Demonstration organisiert, bei der eine Puppe mit Cates’ Namen verbrannt wird und Flaschen durch dessen Zellenfenster fliegen.
Das Gericht lehnt alle Zeugen ab, die Henry Drummond aufrufen will, um die von Cates gelehrte Darwin’sche Evolutionstheorie näher zu erläutern. Die Begründung ist stets, dass es nicht Aufgabe des Gerichts sei, den Inhalt eines bereits beschlossenen Gesetzes in Frage zu stellen. Schließlich wird Brady selbst von Drummond als Experte für die Bibel in den Zeugenstand gerufen. Es gelingt Drummond, Brady mit Bibelzitaten in eine bestimmte Richtung zu drängen, indem er aufzeigt, dass viele Aussagen der Bibel vernünftigerweise nicht wörtlich genommen werden können. Sein Bestreben besteht dabei nicht darin, die Bibel zu widerlegen; vielmehr erweitert und hinterfragt er biblische Aussagen durch menschliche Logik: Die Fähigkeit zu denken sei schließlich aus der Sicht der Anklage gottgegeben und dürfe durchaus auch in Bezug auf den Text der Bibel angewandt werden. Drummond selbst hält diese Fähigkeit zum Denken für weitaus heiliger als alle Amens und Hallelujahs. Drummond hinterfragt die Fähigkeit Josuas, die Sonne stillstehen zu lassen, ebenso hinterfragt er die Sicht der Bibel auf die Lehre des Kopernikus und er fragt, wie Kains Frau Awan urplötzlich auftauchen kann.
Cates wird von den Geschworenen dennoch für schuldig befunden, aber zu einer Geldstrafe von nur 100 US-Dollar verurteilt. Nach der Urteilsverkündung will Brady noch eine von ihm verfasste politische Rede zum Prozess halten. Doch all die Menschen, die ihm bis zum vorherigen Tag noch an den Lippen hingen, sind beeindruckt von Drummond und zweifeln an ihrer vorher unumstößlichen Einstellung. Brady, der in der schwülen Hitze im Gerichtssaal während des Prozessverlaufs zu viel gegessen hat, bricht nach den Anstrengungen zusammen und stirbt.
Hornbeck kommentiert den Prozess später in einem Gespräch mit Drummond und verhöhnt den Verstorbenen, der fanatisch für seinen Glauben gekämpft habe. Doch Drummond weist ihn zurecht, indem er ihm vor Augen führt, wie bemerkenswert es ist, trotz einer möglicherweise zu engstirnigen Sichtweise nach einer Sache zu streben und sich dafür aufzuopfern. Hornbeck ist betreten, als er merkt, um wie wenig es ihm selbst im Leben geht und dass er keine Ideale hat. Am Ende beruft er sich aber auch auf sein Recht, einsam zu sein, das wohl nur Drummond vor Gericht verteidigen würde.
Der Film endet damit, dass Drummond die Bibel und Darwins Über die Entstehung der Arten in beiden Händen hält, gegeneinander abwägt, die Bibel dann auf Darwins Werk legt und einsam den Gerichtssaal verlässt. Als Hintergrundmusik dient hierbei The Battle Hymn of the Republic.
IV Der Affenprozess
Das Theaterstück Inherit the Wind und seine Verfilmung lehnen sich frei an den sogenannten Affenprozess an, veränderten allerdings kleinere Einzelheiten und benannten die wichtigsten Protagonisten um. Der Prozess gegen den Lehrer John Thomas Scopes (im Fim: Bertram T. Cates) wurde 1925 in Dayton (Tennessee) geführt und endete auch mit einer Geldbuße von 100 US-Dollar, später wurde er wegen eines Formfehlers ganz freigesprochen. Die Figur des Henry Drummond lehnt sich an den Scopes-Verteidiger Clarence Darrow an, der wie die Filmfigur an einigen der berühmtesten Prozesse, die in den USA während seiner Lebzeit stattfanden, beteiligt war. Die Figur des Brady basiert auf dem Politiker William Jennings Bryan, der für seine christlich-fundamentalistischen Ansichten bekannt war, sich von Darrow während des Prozesses tatsächlich ins Kreuzverhör rufen ließ und sich dabei in Widersprüche verstrickte. Bryan starb nicht wie die Figur Brady am letzten Prozesstag auf dramatische Weise im Gerichtssaal, aber nur fünf Tage nach dem Urteil im Schlaf. Der zynische Journalist E. K. Hornbeck hat in dem Journalisten Henry L. Mencken sein Vorbild, der für seine scharfzüngigen Artikel bekannt war und den Prozess begleitete. Siehe dazu mehr in Wikipedia zum Film und in Wikipedia zum Prozess.
V Law Films
Rechtsfilme
Steve Greenfield and Guy Osborne in their Essay The Double Meaning of Law: Does it Matter if Film Lawyers are Unethical in Law and Popular Culture, Current Legal Issues 2004, edited by Michael Freeman on behalf of the Faculty of Laws, University College of London, Oxford University Press, page 638ff in the chapter Dramatic Landscapes and Legal Detail, page 641 (citation): suggest and express to the issue of law films
- the follwowing approach: in order to qualify as a law film the following characteritcs must be present in some shape or form: the geography of law, the language and dress of law, legal personnel and the authority of law. This excludes films where "justice" is enforced outside of any legal framework for example war films social dramas and family sagas; ...
- that it could be argued that many of the films that appear, on the face of it, to be obvious law films (even if we adopt a very narrow "courtroom drama" definition) are actually about much broader issues. Law, or more specifically the courtroom, becomes the vehicle by which social issues can be dramatized ...
- that the beauty of the adversarial system allows the case for both sides to be presented, not by the parties themselves but rather by lawyers, whom the audience know to be acting as professional advocates. ...
- that an intersting variation on this idea ... is the position where the advocate becomes identified with the cause itself, when the professional mask is dislodged.The shift from dispassionate to committed brings an additional dimension that may alter our feelings about the lawyer and add a further ethical dimension as professional detachment is dispatched. ...
- that we can find many examples of this wider dramatic landscape, such as To Kill A Mockingbird (page 641), Inherit the Wind (page 642) or Philadelphia (page 643) and
- to take a look at the website teachwithmovies.org (2003) to take the view, that Inherit the Wind can be used to ...
Steve Greenfield und Guy Osborne schlagen im Aufsatz Doppelsinn des Rechts: Ist es von Bedeutung, ob Anwälte im Film unmoralisch sind ? in Law and Popular Culture, Current Legal Issues 2004, herausgegeben von Michael Freeman im Auftrag der Juristischen Fakultät des University College of London, Oxford University Press, Seiten 638ff im Kapitel Dramatische Gestaltung und Rechtliches Detail vor bzw führen zum Thema Rechtsfilme aus (Zitat):
- als Ansatz: um als Rechtsfilm qualifiziert zu werden, müssen die folgenden Merkmale in irgendeiner Form oder Gestalt vorhanden sein: die Geographie des Rechts, die Sprache und Kleidung des Rechts, das juristische Personal und das Durchsetzungsvermögen des Rechts. Dies schließt Filme aus, in denen "Gerechtigkeit" außerhalb jedes rechtlichen Rahmens durchgesetzt wird, z. B. Kriegsfilme, Sozialdramen und Familiensagen; ...
- dass man argumentieren könnte, dass viele der Filme, die auf den ersten Blick als offensichtliche Rechtsfilme erscheinen (auch wenn wir eine sehr enge Definition von "Gerichtsdrama" annehmen), tatsächlich viel breitere Themen behandeln. Das Recht, genauer gesagt der Gerichtssaal, wird zum Instrument, mit dem soziale Fragen dramatisiert werden können.
- dass die Schönheit des kontradiktorischen Systems es ermöglicht, dass der Fall für beide Seiten vorgetragen wird, nicht von den Parteien selbst, sondern von Anwälten, von denen das Publikum weiß, dass sie als professionelle Anwälte auftreten. ...
- dass eine interessante Variation dieser Idee ... die Position ist, in der sich der Anwalt mit der Sache selbst identifiziert, wenn die professionelle Maske entfernt wird. Der Wechsel von leidenschaftslos zu engagiert bringt eine zusätzliche Dimension mit sich, die unsere Gefühle gegenüber dem Anwalt verändern und eine weitere ethische Dimension hinzufügen kann, wenn professionelle Distanz beseitigt wird. ...
- dass wir viele Beispiele für diese breitere dramatische Gestaltung finden können, wie z.B. To Kill A Mockingbird (Seite 641), Inherit the Wind (Seite 642) oder Philadelphia (Seite 643) und
- einen Blick auf die Website teachwithmovies.org (2003) zu werfen, um zu sehen, wie Wer den Wind sät genützt werden kann, um ....
VI Teachwithmovies.org 20 Jahre später
The website teachwithmovies.org is still existing and lists as benefits of the movie Inherit the Wind inter alia:
The Scopes trial and the personalities involved exemplify important conflicts in American thought including:
- The right of the majority in any state to control what children are taught in the schools vs. academic freedom for teachers;
- Fundamentalist religion which views the Bible as a source of knowledge about nature vs. religious beliefs which find no conflict between scientific discoveries and belief in God and the Bible;
- Reliance on tradition vs. willingness to accept the newest revelations of science; ...
- Creationism vs. the theory of evolution;
Die Webseite teachwithmovies.org existiert noch immer und listet als Nutzen des Films Wer den Wind sät ua auf:
Der Scopes-Prozess und die beteiligten Charaktere veranschaulichen wichtige Konflikte im amerikanischen Denken, darunter:
- Das Recht der Mehrheit in jedem Staat zu kontrollieren, was Kinder in den Schulen unterrichtet werden versus akademische Freiheit für Lehrer;
- Fundamentalistische Religion, die die Bibel als Quelle des Wissens über die Natur betrachtet, im Gegensatz zu religiösen Überzeugungen, die keinen Konflikt zwischen wissenschaftlichen Entdeckungen und dem Glauben an Gott und die Bibel finden;
- Vertrauen auf Tradition versus Bereitschaft, die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft zu akzeptieren; ...
- Kreationismus versus Evolutionstheorie;
VII Hinweise zu dieser Webseite
- Die Zitate aus der freien Enzyklopädie Wikipedia bzw der free enncyclopedia Wikipedia (zu den Abschnitten I-IV) und aus dem Aufsatz von Steve Greenfield und Guy Osborne sowie aus der Website teachwithmovies.org (mit den jeweils aus der Verlinkung bzw den Angaben ersichtlichen Quellen) erfolgen im angeführten Umfang zur Erläuterung des Inhaltes der Webseite.
- Personenbezogene Daten ergeben sich aus der Filmbeschreibung sowie aus der Zeitgeschichte.