I Autorin und Werk
Wer die Nachtigall stört (Originaltitel To Kill a Mockingbird) ist ein im Jahr 1960 erschienener Roman der US-Amerikanerin Harper Lee. Das Werk handelt von Kindheit, Heranwachsen und vom Rassismus in den Südstaaten der USA.
Nelle Harper Lee (* 28. April 1926 in Monroeville, Alabama; † 19. Februar 2016 ebenda) war eine US-amerikanische Schriftstellerin und Pulitzer-Preisträgerin.
Ihr bis zum Juli 2015 einziges veröffentlichtes Buch Wer die Nachtigall stört (Originaltitel: To Kill a Mockingbird) verkaufte sich über 40 Millionen Mal.
Zum Roman siehe Wikipedia (deutsch) und Wikipedia (englisch). Zur Biografie von Harper Lee siehe Wikipedia (deutsch).
II Handlung
übernommen aus Wikipedia
Wer die Nachtigall stört spielt im Zeitraum von 1933 bis 1935 in der fiktiven Kleinstadt Maycomb im Bundesstaat Alabama, inmitten der amerikanischen Great Depression. Es beschreibt eine Kindheit aus der Sicht des aufgeweckten kleinen Mädchens Jean Louise, genannt Scout. Die Welt Scouts und ihres älteren Bruders Jem wird von ihrem alleinerziehenden Vater, dem Abgeordneten und Anwalt Atticus Finch (in der älteren deutschen Übersetzung Fink), zusammengehalten. Atticus ist für die Kinder Freund, Vertrauter, Lehrer und Autorität. Während seiner Sommerferien nimmt auch Dill, der ansonsten in der Großstadt lebende Neffe der Nachbarin, an den Unternehmungen der Geschwister teil. Bereichert wird die Gedankenwelt der Kinder durch den mysteriösen Nachbarn Arthur Boo Radley, über den allerhand gruselige Geschichten kursieren und den Jem und Scout noch nie gesehen haben, da er nicht sein Haus verlässt. Trotz ihrer Bemühungen bekommen die Kinder Boo nicht zu Gesicht, doch hinterlässt er ihnen in einem Baum in der Nachbarschaft kleine Geschenke der Anerkennung.
In diese Kindheitsidylle dringt langsam die intolerante Welt des Rassismus ein, der in den Südstaaten überall spürbar ist. Atticus Finch, aufrecht und vorurteilslos, wird vom Richter Taylor – wissend, dass Atticus ein hervorragender Anwalt ist – zum Pflichtverteidiger des schwarzen Farmarbeiters Tom Robinson berufen. Dieser wird beschuldigt, die junge weiße Frau Mayella vergewaltigt zu haben. Atticus nimmt die Verteidigung des Schwarzen an, auch da er sonst nie wieder seinen Kindern in die Augen blicken könne, sagt er. Für die Übernahme des Falles wird Atticus schon bald von vielen Bewohnern Maycombs als „Negerfreund“ angefeindet. Diese Ablehnung bekommen auch seine Kinder zu spüren, etwa durch abfällige Kommentare auf dem Schulhof. In diesem Umfeld von Vorurteilen und Intoleranz, Sein und Schein und Widersprüchlichkeiten versucht Atticus, seinen Kindern auf dem Weg ins Erwachsenwerden beizustehen. Als eine Gruppe Männer Tom im Gefängnis lynchen will, stellt sich ihnen Atticus in den Weg, doch gefährdet er dabei sich selbst. Als Scout, Jem und Dill plötzlich vor dem Gefängnis erscheinen, beschämt dies die Männer insoweit, dass sie von ihren Plänen absehen.
Die Verhandlung gegen Tom Robinson wird wie ein Volksfest aufgezogen, die Gerichtshalle ist bis zum letzten Platz besetzt. Da kein Platz unter den Weißen unten im Gerichtssaal mehr vorhanden ist, setzen sich Jem, Scout und Dill – die gegen den ausdrücklichen Wunsch von Atticus an der Verhandlung teilnehmen – zu dem schwarzen Reverend Sykes auf die Galerie mit den Afroamerikanern. Atticus führt im Prozess an, dass Mayella und ihr Vater – der stadtbekannte Trinker Bob Ewell – die Jury belügen. Anhand mehrerer Indizien legt Atticus einen anderen Tathergang nahe: Dass Mayella selbst Tom ihre Avancen machte, der verheiratete Tom diese aber ablehnte. Als Mayella den Schwarzen trotzdem küsste, beobachtete dies ausgerechnet ihr Vater. Der verprügelte daraufhin Mayella im Zorn, deren Verletzungen stellte er als Spuren der angeblichen Vergewaltigung durch Tom dar. Obwohl Atticus’ überzeugende Verteidigung normalerweise einen Freispruch nach sich ziehen müsste, beugt sich die weiße Jury dem ungeschriebenen Gesetz, dass der Aussage eines Schwarzen gegenüber der einer Weißen nicht zu glauben sei, und spricht Tom schuldig. Vor allem Jem ist durch die Ereignisse im Gerichtssaal mitgenommen und ist in seinem Weltbild erschüttert. Doch wo sonst das Urteil gegen Schwarze von der Jury in nur wenigen Minuten gefällt worden war, dauerte dies im Fall von Tom erstmals mehrere Stunden.
Atticus rechnet sich gute Chancen für Tom in einem Berufungsverfahren vor einem höheren Gericht aus, doch der Verurteilte wird kurz nach dem Prozess bei einem Fluchtversuch erschossen. Unterdessen ist der ohnehin schlechte Ruf der Ewells in Maycomb noch weiter gesunken, da Atticus diesen im Gerichtssaal als Lügner entlarvt hatte. Ewell sehnt sich nach Rache, spuckt Atticus ins Gesicht und bricht auch in das Haus von Richter Taylor ein, welcher die Verhandlung geführt hat. Schließlich greift er Jem und Scout an, als diese von einem Halloween-Fest ihrer Schule im Dunkeln nach Hause zurückkehren. Jems Arm wird von Ewell gebrochen, doch dann taucht ein mysteriöser Fremder auf, der die Kinder rettet und den verletzten Jem zu Atticus trägt. Bob Ewell wird dabei im Gerangel mit dem Fremden erstochen. Im Hause der Finchs bemerkt Scout, dass es ihr Nachbar Boo Radley ist.
Um den menschenscheuen Boo Radley nicht der kollektiven Neugier der Kleinstadt auszusetzen, wird der Tod des Täters im Polizeibericht als Sturz ins eigene Messer dargestellt. Scout kommentiert dieses Verschweigen mit der Bemerkung, dass Boo genau wie eine Nachtigall nicht gestört werden dürfe. Dieser späte Bezug auf den Titel des Romans stammt von Atticus, der seinen Kindern verbietet, die Nachtigall (im Original allerdings ein „Mockingbird“, eine Spottdrossel) zu jagen, weil „sie nur schön singt und niemandem etwas zu Leide tut“. Am Ende des Romans begleitet Scout ihren Nachbarn Boo wieder zurück in sein Haus.
Siehe auch Wikipedia (englisch).
III Printausgaben, Hörbücher und Leseprobe
Wer die Nachtigall stört. Roman. Übersetzung Claire Malignon. Rowohlt, Reinbek 2008, ISBN 978-3-499-14281-9
Wer die Nachtigall stört. Roman. Übersetzung Claire Malignon. Übersetzerische Bearbeitung der Neuausgabe Nikolaus Stingl; Nachwort Felicitas von Lovenberg. Rowohlt, Reinbek 2015, ISBN 978-3-498-03808-3
2010: To Kill A Mockingbird (gelesen von Sissy Spacek), ISBN 978-1-84657-256-2
2015: Wer die Nachtigall stört (gelesen von Eva Mattes), Argon Verlag, ISBN 978-3-8398-1389-8
Eine (wenngleich kurze) Leseprobe (in deutsch) findet sich in einem Memento vom 26.08.2018 im Internetarchiv.
IV Verfilmung
Wer die Nachtigall stört (Originaltitel To Kill a Mockingbird) ist eine Literaturverfilmung unter Regie von Robert Mulligan aus dem Jahr 1962, basierend auf dem gleichnamigen Roman der Amerikanerin Harper Lee. Ebenso wie seine literarische Vorlage wurde der Film ein großer Erfolg bei Kritikern und Publikum. Der Film wurde für acht Oscars nominiert und erhielt drei Auszeichnungen: Gregory Peck für seine Hauptrolle als Atticus Finch; Horton Foote für das Drehbuch und Alexander Golitzen, Henry Bumstead und Oliver Emert für die Ausstattung. Siehe zum Film Wikipedia (deutsch).
Von den Kritiken sei jene von Filmstarts.de auszugsweise zitiert:
Eine zentrale Aussage des Films charakterisiert die Geschichte vielleicht am besten. Als Scout sich mit einem Jungen geprügelt hat und nicht mehr in die Schule gehen will, weil die Lehrerin mit ihr geschimpft hat, sagt Finch zu seiner Tochter:
„Ich werde dir jetzt einen schönen Trick sagen. Damit kommst du mit allen möglichen Leuten viel besser aus. Du verstehst einen Menschen erst richtig, wenn du die Dinge oder was es gerade ist, auch mal von seinem Standpunkt aus betrachtest, wenn du mal in seine Haut kriechst und darin herum spazierst.“
Diese Aussage und die Tatsache, dass der Film in einer Zeit gedreht wurde, in der die Diskriminierung der afroamerikanischen Einwohner der Staaten ganz andere Ausmaße hatte als heute, machen „To Kill a Mockingbird“ zu einem mutigen Zeugnis der amerikanischen Filmgeschichte, dessen Aussagen allerdings über die konkrete Geschichte hinaus auch heute noch Gültigkeit besitzen.
Ranking in den Listen des AFI und der ABAJournals
Große Beachtung fanden Listen, die das American Film Institute seit 1998 anlässlich des hundertjährigen Jubiläums des amerikanischen Films veröffentlichte. AFI ehrte so die herausragendsten Aspekte der amerikanischen Filmgeschichte. Der Film To Kill a Mockingbird rangiert in der Liste der 100 besten amerikanischen Filme aller Zeiten (Ausgabe 2007) auf Rang 25 und in der Liste der Gerichtsdramen auf Nr.1.
Listen der Greatest Legal Movies werden auch im ABAJournal 2008 und 2018veröffentlicht: To Kill a Mockingbird rangiert 2008 auf Nr.1 und befindet sich 2018 unter den besten 25.
Siehe zu den Listen des AFI Wikipedia (deutsch) und zu den Listen des ABAJournals jene von 2008 und 2018.
V Hinweise zu dieser Webseite
- Die Zitate aus der freien Enzyklopädie Wikipedia (zum Roman, zur Autorin, zum Film und zum AFI), aus der Webseite Filmstarts.de und aus den Listen der ABAJournals (mit den jeweils aus der Verlinkung ersichtlichen Quellenangaben) erfolgen im angeführten Umfang zur Erläuterung des Inhaltes der Webseite.
- Es besteht die Möglichkeit, eine kurze Lesprobe kostenlos im Internetarchiv zu sehen.
- Personenbezogene Daten ergeben sich aus der Roman- und Filmbeschreibung sowie aus der Zeitgeschichte.