I Film
Larry Flynt – Die nackte Wahrheit ist ein US-amerikanischer Film von 1996 des Regisseurs Miloš Forman über den Aufstieg und die Karriere des Hustler-Gründers und Verlegers Larry Flynt, dargestellt von Woody Harrelson.
Besonderes Augenmerk ist seiner 1987 verstorbenen Frau Althea Flynt und seinen Gerichtsverhandlungen gewidmet. Lawrence Claxton „Larry“ Flynt, Jr. (* 1. November 1942 in Salyersville, Kentucky; † 10. Februar 2021 in Los Angeles, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Verleger, Publizist und Autor.
Das von ihm gegründete und bis zu seinem Tod geleitete Verlagshaus Larry Flynt Publications (LFP) vertreibt mehr als 20 Magazine, darunter das Männermagazin Hustler.
Flynt war in zahlreiche Gerichtsverfahren involviert, in denen vor allem Fragen der Regulierung von pornografischen Inhalten oder zur im Ersten Zusatz der US-Verfassung garantierten Meinungsfreiheit verhandelt wurden.Siehe zum Film Wikipedia (deutsch) sowie Wikipedia (engllsch) und zu Larry Flynt Wikipedia (deutsch).
II Regie und Besetzung
Miloš Forman (bürgerlich Jan Tomáš Forman; * 18. Februar 1932 in Čáslav, Tschechoslowakei; † 13. April 2018 in Danbury, Connecticut) war ein tschechoslowakisch-US-amerikanischer Filmregisseur. Nach Auseinandersetzungen mit dem kommunistischen Regime musste Forman in die Vereinigten Staaten emigrieren. Dort wurde er für seine Arbeit an den Filmen Einer flog über das Kuckucksnest und Amadeus mit zwei Oscars ausgezeichnet.
Zur Biografie siehe Wikipedia (deutsch).
Woody Harrelson spielt die Rolle des Larry Flynt, Courtney Lovedie der Althea Flynt, Edward Norton jene des Anwalts Alan Isaacman und James Cromwell jene des Bankiers Charles Keating. Larry Flynt selbst spielt den Richter Morrissey.
Zur Besetzung siehe nochmals Wikipedia (deutsch).
III Handlung
Abschnitte III und V übernommen aus Wikipedia
Larry Flynt betreibt Anfang der 1970er Jahre mit seinem Bruder Jimmy den „Hustler Go Go Club“, ein Striplokal in Cincinnati, Ohio. Um die niedrigen Umsätze zu steigern, bringt Larry Flynt das Hustler-Magazine heraus. Da Anzeigenwerbung im Sinne reiner Fotowerbung für Striplokale verboten ist, garniert er die für seine Zeit sehr gewagten Aufnahmen mit Texten als schmückendes Beiwerk.
Althea Leasure beginnt mit 20 Jahren als Tänzerin im „Hustler Go Go Club“ zu arbeiten. Für sie und Larry Flynt ist es Liebe auf den ersten Blick, die sie vor den Traualtar führt, obwohl beide einander gestehen, keinesfalls monogam leben zu wollen.
Der Bankier Charles Keating avanciert zum öffentlichen Wortführer gegen den Sittenverfall und erreicht schließlich eine Anklage gegen Larry Flynt, die auf Pornografie und organisiertes Verbrechen lautet. Bei der Verhandlung, die 1977 vor dem Hamilton County Gericht in Cincinnati geführt wird, wird Flynt von dem 27-jährigen Anwalt Alan Isaacman vertreten. Dieser plädiert auf Freispruch, da kein Bezug zum organisierten Verbrechen nachgewiesen werden kann und das Bürgerrecht auf Freiheit auch die Freiheit zum Kauf oder Verzicht des Konsums des „Hustler-Magazines“ umfasse. Die Geschworenen sprechen den Angeklagten Flynt dennoch schuldig und das Gericht verurteilt ihn zu 25 Jahren Haft aufgrund des Verlegens pornografischer Schriften.
Fünf Monate nach dieser Gerichtsverhandlung wird das Urteil revidiert und Flynt aus dem Gefängnis entlassen. Als regimekritischer Verleger tritt er fortan in der Öffentlichkeit auf und rückt die Frage nach Obszönität ins öffentliche Interesse:
„Politiker und Demagogen behaupten gern, dass sexuell freizügiges Material die Jugend unseres Landes verdirbt. … Ich finde, die wahre Obszönität besteht darin, unsere Jugend in dem Glauben zu erziehen, dass Sex übel ist und hässlich und dreckig. Doch andererseits ist es heldenhaft, seine Gedärme und sein Blut auf die furchtbarste Weise im Namen der Menschlichkeit zu verlieren. … Was ist wirklich obszöner, Sex oder Krieg?“
Ruth Carter Stapleton, der Schwester des Präsidenten Jimmy Carter, gelingt es als Predigerin, Larry Flynt bei einem privaten Abendessen 1977 zum christlichen Glauben zu bekehren. Flynt lässt sich daraufhin taufen, und selbst das „Hustler-Magazine“ kann sich seinen christlichen Einflüssen nicht entziehen. Daraufhin bietet ihm der Bezirksstaatsanwalt des Staates Georgia eine Übereinkunft an. Flynt schlägt diese aus und zieht erneut vor Gericht, um sich die Legalität des Verlegens pornografischer Schriften zu erkämpfen.
Die Verhandlung findet 1978 im Gwinnett County Courthouse in Lawrenceville statt. Beim Verlassen des Gerichtsgebäudes werden Flynt sowie sein Anwalt Isaacman angeschossen. Während Isaacman sich von seinen Verletzungen erholt, sitzt Flynt fortan von der Taille an abwärts gelähmt im Rollstuhl. Noch im Krankenbett wendet er sich von seinem Glauben ab und erklärt der Predigerin Ruth Carter Stapleton: „Es gibt keinen Gott.“
Um die Schmerzen ertragen zu können, wird ihm Morphin verschrieben. Sowohl Larry Flynt als auch Althea werden drogenabhängig. Sie verlassen Cincinnati und ziehen nach Los Angeles.
Im März 1983 unterzieht sich Larry Flynt erneut einer Operation. Es wird eine Neurolyse, eine gezielte Nervenverödung per Laser, vorgenommen, die ihm seine Schmerzen nimmt, so dass er fortan nicht mehr auf das Morphium angewiesen ist und von den Drogen loskommt.
Weiterhin im Rollstuhl sitzend widmet er sich dem Kampf gegen den organisierten Drogenhandel. Im selben Jahr noch spielt er einem Journalisten eine Videoaufzeichnung zu, die ein Drogengeschäft mit dem US-amerikanischen Unternehmer John DeLorean zeigt, das das FBI eingefädelt hat. Vor Gericht ist Flynt jedoch nicht bereit auszusagen, woher er das Videomaterial bezogen hat. Nach diversen Ausfälligkeiten gegenüber dem Gericht verurteilt dieses Flynt zu einer 15-monatigen Haft in einem psychiatrischen Bundesgefängnis aufgrund Missachtung des Gerichtes.
Noch während Flynt diese Haftstrafe verbüßt, wird er von dem Radio- und Fernsehprediger Jerry Falwell wegen Verleumdung und absichtlich zugefügter seelischer Grausamkeit auf 45 Millionen US-Dollar Schadensersatz verklagt. Auslöser war eine Parodie auf die Campari-Anzeigenserie „Mein erstes Mal“, bei dem Flynt im Hustler-Magazine abdrucken ließ, der Reverend habe auf der Außentoilette Sex mit seiner Mutter gehabt. Flynt wird abermals von Alan Isaacman vertreten und geht mit einer Gegenklage in die Offensive. Falwell habe sich durch Vervielfältigung und Verbreitung der fraglichen Anzeige einer Urheberrechtsverletzung strafbar gemacht. Die Verhandlung findet 1984 im Bundesbezirksgericht in Roanoke in Virginia statt. Isaacman führt an, dass niemand die Parodie als ernsthaften Tatsachenbericht auffassen konnte. Dem Freispruch wirkt einzig sein Klient Flynt entgegen, der im Zeugenstand aussagt, er habe Falwell der Lächerlichkeit preisgeben wollen. Anstatt einen Freispruch zu erzielen, wird die zu zahlende Summe immerhin auf 100.000 US-Dollar reduziert.
Nachdem die an AIDS erkrankte und inzwischen stark geschwächte Althea 1987 in der Badewanne ertrunken ist und der Prediger Falwell öffentlich im Fernsehen gegen die „abartigen Lebensweisen“ wettert, die seiner Meinung nach ursächlich für die „Seuche AIDS“ verantwortlich sei, beschließt Flynt, gegen das Urteil des Gerichts von Roanoke vor dem obersten Bundesgericht in Washington, D.C. Einspruch zu erheben. Dabei geht es ihm weniger darum, die gegen ihn verhängte Geldbuße einzuklagen; wichtiger ist ihm, die Meinungsfreiheit durch das Bundesgericht bestätigen zu lassen. Der Oberste Gerichtshof nimmt sich wider Erwarten bereits im selben Jahr des Falls an. Isaacman gelingt es, die Richter zu überzeugen, so dass sie entscheiden, die Meinungsfreiheit sei wichtiger als der Schutz Prominenter des öffentlichen Interesses vor Parodien und Persiflagen.
IV Der Fall Hustler Magazine
In der November-Ausgabe des Jahres 1983 brachte der Hustler eine Parodie über Falwell. Das Magazin ahmte eine Werbung von Campari nach, in der Prominente über ihren ersten Campari berichten. Der Fernsehprediger sprach in einem gefälschten Interview über „sein erstes Mal“: Angeblich hatte er Inzest mit seiner Mutter in einem Toilettenhäuschen, während er betrunken war. Jerry Falwell verklagte daraufhin das Magazin wegen psychischer Belastungen auf 45 Millionen US-Dollar Schadenersatz. Larry Flynt, der Herausgeber des Magazins, wehrte sich gegen die Klage. Schließlich entschied am 24. Februar 1988 der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten für Flynt und den Hustler. Das Urteil wurde damit begründet, dass der erste Zusatzartikel und die darin garantierte Meinungsfreiheit wichtiger seien als der vermeintliche Schaden, den öffentliche Personen durch psychischen Stress infolge von Parodien hätten.
Siehe die Biographie von Reverend Jerry Fallwell in Wikipedia und im Recht der Kunst USA den Fall Hustler Magazine.
V Preise
Für den Oscar wurden Woody Harrelson (Bester Hauptdarsteller) und Miloš Forman (Regie) 1997 nominiert. Den Golden Globe Award bekamen Miloš Forman (Regie) sowie Scott Alexander und Larry Karaszewski (Drehbuch). Woody Harrelson, Courtney Love und der Film als Bester Film – Drama wurden für den Golden Globe nominiert. Außerdem gewann Miloš Forman 1997 auf den 46. Internationalen Filmfestspielen von Berlin den Goldenen Bären als besten Film des Festivals.
VI Hinweise zu dieser Webseite
- Die Zitate aus der freien Enzyklopädie Wikipedia zum Film, zum Regisseur, zu Larry Flynt und zu Jerry Falwell (mit den jeweils aus der Verlinkung ersichtlichen Quellenangaben) erfolgen im angeführten Umfang zur Erläuterung des Inhaltes der Webseite.
- Personenbezogene Daten ergeben sich aus dem Film, der Film- und Fallbeschreibung sowie aus der Zeitgeschichte.